Die völlige Umkehr der üblichen Perspektive – dies ist das Grundkonzept unserer Exkursionen, in denen sich österreichische Lehrer/innen in ein Land begeben, dessen Kultur und Gesellschaft ganz von anderen Traditionen und Religionen geprägt ist. Im April hat dieser Lernprozess in Marokko stattgefunden: Nach einer entsprechenden thematischen Vorbereitung mit je eigenen Seminarbeiträgen hat sich unsere Gruppe auf spannende Diskussionen mit Studierenden und Professoren der Universitäten von Fes und Marrakesch eingelassen: Welches Bild von Europa, von Österreich haben marokkanische Studierende? Wie sieht der „arabische Frühling“ aus der Perspektive dieses nordafrikanischen Landes aus? Wie stark prägt die Religion des Islams das gesellschaftliche Leben Marokkos?
Vor der zauberhaften Kulisse des Hohen Atlas und des Nordwestrandes der Sahara konnten wir ein Stück weit in die kulturelle Vielfalt der alten Königsstädte eintauchen. Das bunte Leben auf den Plätzen, die weltweit größte Moschee außerhalb der Heiligen Stätten Saudi-Arabiens sowie die verschachtelte Architektur der Wohnburgen und Wehrdörfer zwischen den Spuren der Kolonialzeit markieren ein weites interkulturelles Lernfeld. Schließlich konnten wir auch Aspekte der lokalen Gestalt des Islams kennenlernen, die in unseren Breiten fast gänzlich unbekannt sind: Heiligenverehrung und die mystische, stark rhythmische Musik der Aissaoua sind Besonderheiten, die europäische Klischees dieser Religion bei weitem übersteigen – und das eigene „Bild vom anderen“ nachhaltig transformieren.
Exkursionen wie diese gehören zum regelmäßigen Fortbildungsprogramm der KPH Graz. In diesem Rahmen haben wir uns in den letzten Jahren mit Israel/Palästina, Istanbul/Konstantinopel, Ladakh und dem südlichen Kaukasus (Armenien und Georgien) befasst. Auch für die kommenden Studienjahre sind analoge Programme in Planung.
Nähere Informationen bei markus.ladstaetter@kphgraz.at.