Die Erstsprache spielt eine wesentliche Rolle beim Lernen in der Zweitsprache. Bislang ist aber nicht geklärt, wie stark dieser Einfluss ist, wie er sich im Spracherwerb konkret manifestiert und welche Rolle erstsprachliche Kompetenzen für den Schulerfolg in der Zweitsprache spielen. Die Forderung, die Erstsprache mehrsprachiger Kinder zu fördern, ist bislang vor allem pädagogisch legitimiert, spracherwerbstheoretisch und empirisch aber nicht ausreichend fundiert.
So wird die öffentliche Debatte um die Sprachförderung von SchülerInnen mit Migrationshintergrund immer wieder neu aufgerollt und politisch instrumentalisiert. Fehlende Belege aus der Forschung zur Rolle erstsprachlicher Fähigkeiten für den Schulerfolg und den Zweitspracherwerb erschweren eine differenzierte Sachdiskussion ebenso wie die Umsetzung und Verbreitung neuer Initiativen und didaktischer Innovationen in diesem Bereich – seien es Schulmodelle, die eine Förderung der Erstsprache einbeziehen, oder Ausbildungsangebote für MigrantInnensprachen zum Zweck ihrer schulischen Implementierung (siehe z.B. die Einrichtung von Lehramtsstudien wie Türkisch). Empirisch vielfach bestätigt ist hingegen der Erfolg zweisprachiger Unterrichtsprogramme. Bilingualer Unterricht mit Deutsch als Zweitsprache und einer allochthonen Minderheitensprache ist bislang jedoch wenig verbreitet und wird erst vereinzelt praktiziert.
Bei der diesjährigen Grazer Tagung Deutsch als Fremd-/Zweitsprache und Sprachdidaktik wird die Thematik auf der Grundlage aktueller theoretischer und empirischer Erkenntnisse sowie von Erfahrungsberichten über bilinguale Schul- und Unterrichtsmodelle diskutiert.
WANN: Freitag, 05. Juni | 09:30 – 17:15 und Samstag, 06. Juni | 09:30 – 14:15
WO: Meerscheinschlössl, Mozartgasse 3
Tagungsprogramm
Anmeldung unter uldaf@uni-graz.at