Deutsch als Zweitsprache unter besonderer Berücksichtigung von Migrantensprachen
Grundlagen in Sprachtypologie, System- und Soziolinguistik
Mehrsprachigkeit und sprachliche Vielfalt, Diversität und Inklusion, sprachliche Bildung – dies sind Begriffe, die im heutigen bildungspolitischen Diskurs, bedingt durch die gesellschaftlichen, nicht zuletzt von Migration stark beeinflussten Entwicklungen der letzten Jahre eine überaus wichtige Rolle spielen. Sie sind auch diejenigen, die als mehr oder weniger konkrete Konzepte an uns, Lehrende, mit neuen Aufgaben herantreten. Es wird nicht übertrieben sein, in diesen Aufgaben eine richtige Herausforderung zu sehen. Die geeigneten Strategien zu deren Bewältigung gilt es immerhin noch zu entwickeln. – In unseren Fortbildungsveranstaltungen wollen wir uns dieser Herausforderung stellen. Dabei setzen wir auf Professionalität.
Die im Studienjahr 2018/19 zum zweiten Mal angebotene modulare Reihe unter dem Titel Deutsch als Zweitsprache unter besonderer Berücksichtigung von Migrantensprachen setzt sich aus vier aufeinanderfolgenden Modulen zusammen, die unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein ausdifferenziertes linguistisches Wissen für eine qualifizierte Arbeit mit ihren Schülerinnen und Schülern verschiedener sprachlicher Herkunft bieten. Was beinhaltet in etwa dieses linguistische Wissen?
Zuallererst wollen wir die in Österreich am stärksten vertretenen Migrantensprachen kennenlernen. Welche sind das überhaupt, wo sind sie beheimatet und wie lassen sie sich in Gruppen zusammenfassen? Hier erfahren wir u. a., dass Sprachen- und Ländergrenzen nicht identisch sind; dass in Syrien zwar Syrisch, in Afghanistan aber kein „Afghanisch“ gesprochen wird; dass Kurdisch auf mehrere Länder verteilt praktisch „staatenlos“, aber eine wichtige Kultursprache ist. Wir lernen ferner die verschiedenen Arten der linguistischen Sprachenklassifikation kennen und bekommen hier schon erste Einblicke in die grammatischen Charakteristika verschiedener Sprachen, natürlich stets mit dem Deutschen verglichen. In diesem Modul soll also ein linguistisches Allgemeinwissen, das in einiger Hinsicht von Bedeutung ist, aufgebaut werden: Zum einen steht eine rudimentäre Kenntnis dieser Sprachen für die in der schulischen Praxis so unverzichtbare Wertschätzung jener, die wir fördern und um deren Integration, gesellschaftlich wie sprachlich, wir bemüht sind. Zum anderen erlaubt dieses Allgemeinwissen auch einige, wenn auch vorsichtige Schlüsse über etwaige Stolpersteine, die sich den Sprechern dieser Sprachen beim Erwerb des Deutschen in den Weg stellen, zu ziehen: Wer beispielsweise Türkisch als Muttersprache spricht, muss sich beim Erwerb des Deutschen einen ganz anderen grammatischen Bau erschließen. Eben hier ist eine qualifizierte Begleitung der Lehrperson gefragt, die weiß, welche die grundlegenden Unterschiede zwischen den beiden grammatischen Strukturtypen, jenem des Türkischen und jenem des Deutschen, sind und worauf entsprechend Aufmerksamkeit beim Erlernen des Deutschen zu lenken ist. Dies erlaubt unseres Erachtens, Lernprozesse qualifiziert und besonders effizient zu steuern.
In zwei gesonderten Modulen widmen wir uns anschließend den charakteristischen Eigenschaften des Deutschen und beleuchten diese aus zwei verschiedenen Perspektiven: aus einer systemlinguistischen (hier gehen wir u. a. auf phonetisch-phonologische, morphologische und syntaktische Charakteristika ein) und aus einer soziolinguistischen Perspektive (hier widmen wir uns der Frage nach seiner Varietätenvielfalt). Auch hier interessieren uns in erster Linie jene Charakteristika, die sich für den Erwerb des Deutschen als Zweitsprache als besondere Hürden erweisen. Die Spezifika der deutschen Flexion, des deutschen Satzbaus, die Vokalqualität als phonologisches Merkmal, Deutsch als plurizentrische Sprache, das Österreichische Deutsch – dies sind nur einige Begriffe, denen wir uns widmen wollen, und das stets kontrastiv.
Im abschließenden, praktischen Teil unserer modularen Reihe nehmen wir jenes Deutsch unter die Lupe, das sich in den Texten unserer Schüler/innen offenbart: Wir analysieren es systematisch und arbeiten jene Kernbereiche des deutschen Sprachsystems heraus, die sich für die meisten Schüler/innen als besonders schwierig erweisen; wir diskutieren auch darüber, inwiefern sich diese wiederkehrenden Schwierigkeiten aus den Systemen der jeweiligen Muttersprachen erklären lassen können; wir versuchen schließlich, eine adäquate, auf die Sprachkompetenz der jeweiligen Schüler/innen „zugeschnittene“ Unterrichtsmethodik zu entwickeln. In diesem Teil kommt also all das erworbene Wissen über das Deutsche als Zweitsprache und über Migrantensprachen zum Einsatz.
Ziel unserer modularen Reihe ist also eine umfassende wie zeitgemäße Professionalisierung von Lehrkräften, die im Bereich Deutsch als Zweitsprache tätig sind oder sein werden. Es ist uns ein Anliegen, dem Phänomen der Mehrsprachigkeit so zu begegnen, wie dies unsere berufliche Praxis aktuell von uns erfordert: mit Wissen und mit der Kompetenz, dieses umzusetzen.
Termine:
jeweils von 14:00 bis 17:30
Ort:
Campus Krems-Mitterau, Dr.-Gschmeidler-Straße 28, 3500 Krems
Leitung und Text:
Dr. Elena Stadnik
Zielgruppen:
Zur Anmeldung:
LV-Nr.: 7310.000003 (Modul 1, 2 im WS 2018/19)
LV-Nr.: 7310.000100 (Modul 3, 4 im SS 2019)
Bitte beachten Sie, dass für das erfolgreiche Absolvieren dieser Fortbildungsveranstaltung Ihre Teilnahme an allen vier Modulen erforderlich ist.