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Interkulturalität

Interkulturelles Lernen ist seit den 1990er Jahren als Unterrichtsprinzip in den allgemein bildenden Schulen verankert. Als Konzept wird Interkulturalität immer wieder herangezogen, wenn es um die Gestaltung von Unterricht unter migrationsgesellschaftlichen Gesichtspunkten geht. Der Begriff Interkulturalität ist ebenso vielschichtig wie umstritten.

Heute gilt es, die Kulturen jenseits des Gegensatzes von Eigenkultur und Fremdkultur zu denken. (Wolfgang Welsch)

Von Interkulturalität zu Transkulturalität

Ausgangspunkt des Interkulturalitätskonzepts ist die Vorstellung, dass Kulturen bzw. kulturell definierte Gruppen mit ihren Verhaltensweisen und Wertvorstellungen voneinander abgrenzbar und Individuen diesen auch mehr oder weniger eindeutig zuordenbar sind.

Diese Vorstellung wird seit mehr als 15 Jahren hinterfragt und kritisiert, weil sie der komplexen Realität in Einwanderungsgesellschaften nicht entspricht. Individuen sind nicht Träger_innen oder Repräsentant_innen so genannter „Herkunftskulturen“. Identität und Zugehörigkeit sind vielschichtig und dynamisch und das Leben in Einwanderungsgesellschaften bringt Vermischungen und Hybridisierungen kultureller Denk- und Handlungsmuster hervor. Diesem Umstand versucht das Konzept der Transkulturalität Rechnung zu tragen, das kulturelle Verflechtungen und Austauschprozesse in den Mittelpunkt stellt.

Die fachlich fundierte Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Konzepten und den zugrunde liegenden Vorstellungen von Kultur und Identität leistet einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung von Bildungsprozessen in Einwanderungsgesellschaften.

Interkulturalität im Kontext einer inklusiven Pädagogik

Der konstruktive Umgang mit – jeder (!) – Diversität ist der Prüfstein jeder modernen Pädagogik und jedes Bildungssystems geworden. Ethnische, kulturelle sowie sprachliche Diversität prägen Schulen in allen urbanen Räumen, aber längst nicht mehr nur dort, und die Anforderungen eines erfolgreichen Zusammenlebens und Interagierens in einer multikulturellen Gesellschaft betreffen alle hier lebenden Menschen im selben Maß. Stereotype Zuschreibungen an Schüler_innen, und zwar bei weitem nicht nur ethnische, kulturelle oder religiöse, müssen gemeinsam mit den vorherrschenden Vorurteilen gegenüber anderen Gruppen (Menschen mit körperlichen oder geistigen besonderen Bedürfnissen, Hochbegabte, Buben, Mädchen, …) als Hindernisse für die bestmögliche Entwicklung aller Kinder in unserem Land überwunden werden.

Interculturality […] involves evaluating one’s own everyday patterns of perception, thought, feeling and behaviour in order to develop greater self-knowledge and self-understanding. (Michael Byram)

Interkulturalität und die Förderung der Chancengleichheit im österreichischen Schulsystem

Schüler_innen, die mit anderen Erstsprachen als Deutsch in die Schule kommen, andere kulturelle, religiöse oder sonstwie gruppenspezifische Lebenspraktiken aufweisen, gehören nachweislich zu den „Verlierer_innen“ im System und beenden ihre Schullaufbahn häufig zu früh und ohne die entsprechenden Grundkompetenzen erworben zu haben (vgl. PISA, Nationaler Bildungsbericht). Das ist für ihre gesellschaftliche Teilhabe oft ein nicht wieder gut zu machender Nachteil, und zwar nicht nur für sie persönlich, sondern für die Gesellschaft als Ganzes.

Deshalb ist es von zentraler Bedeutung, dass sich Pädagog_innen fundiert mit dem Thema Interkulturalität/Diversität auseinandersetzen und die Bildungsinstitutionen aller Ebenen ihre ungewollt diskriminierenden Praktiken wahrnehmen, transformieren und zu inklusiven Praktiken umgestalten.

Publikationen

Auernheimer, Georg (Hrsg.) (2013). Interkulturelle Kompetenz und pädagogische Professionalität, 4. Aufl. Wiesbaden: Springer.

Erll, Astrid; Gymnich, Marion (2007). Interkulturelle Kompetenzen. Erfolgreich kommunizieren zwischen den Kulturen. (= Uni Wissen) Stuttgart: Klett Verlag.

Mecheril, Paul u.a. (2010). Migrationspädagogik. Weinheim, Basel: Beltz.

Terkessidis, Mark (2011). Interkultur. Frankfurt a.M.: Edition suhrkamp.

Materialien für den Unterricht

Huber-Kriegler, Martina; Lázár, Ildikó; Strange, John: Mirrors and Windows. An Intercultural Communication Textbook. European Center of Modern Languages, Graz 2003. Auch in deutscher und französischer Übersetzung erhältlich.
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LIFE. Ideen und Materialien für interkulturelles Lernen (Grundwerk + Ergänzungslieferungen). Gratis zu bestellen bei BMW Group – Konzernkommunikation und Politik AK-4; D-80788 München; Fax: +49-(0) 89 35 84 68 61; presse@bmw.de

Lázár, Ildikó: Intercultural Communication in Teacher Education (ICC in TE).  European Center of Modern Languages, Graz, 2007.
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All different, all equal; Education pack. Ideas, resources, methods and activities for informal intercultural education with young people and adults. 1st edition, Sept. 1995.
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Heinrich Böll Stiftung: Heimatkunde. Migrationspolitisches Portal. http://heimatkunde.boell.de/

Aufbrechen – Ankommen – Bleiben. Bildungsmaterial zu Flucht und Asyl. Ab 12 Jahren.
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ICH – DU – WIR. Unterrichtsvorschläge und Projekte für die schulische und grenzüberschreitende Auseinandersetzung mit Diversität. 2012.
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Das Handbuch „Menschenrechte verstehen“ ist als Unterstützung für Lernende und Lehrende auf dem Gebiet der Menschenrechtsbildung konzipiert. Information, best- practice-Beispiele und interkulturelle Perspektiven zu einzelnen Menschenrechten.
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Expert_innen zum Thema