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Details

Jahr

2013

Verlag

Suhrkamp (=edition suhrkamp 2589), Berlin

AutorInnen/Herausgeber

Mark Terkessidis

Buchtitel
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Mark Terkessidis

Interkultur

Der Autor räumt in diesem Buch mit gängigen Vorstellungen von Multikulturalismus als einem mehr oder weniger akzeptiertem Nebeneinander verschiedener Kulturen auf: Da Migration immer mehr und in allen Staaten der Welt die Realität und nicht nur ein vorübergehender Zustand sei, könne es nur darum gehen, dass Staaten und die Institutionen, die deren Zusammenleben organisieren, sich auf diese Tatsache einstellen.

Der Autor stellt den Begriff der Integration in Frage, da er oft Assimilation meine oder Migranten auf ihre Herkunft reduziere, und ersetzt ihn durch eine Vision von Interkultur, die Bedingungen schafft, sodass alle in ihrer kulturellen und sprachlichen Vielfalt in vollem Maße am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und ihr Potential entfalten können.

Für angehende LehrerInnen sind vor allem die Kapitel 1-4 von besonderem Interesse.

In Kapitel 1 „Einführung in die Parapolis“ beschreibt der Autor auf anschauliche und unterhaltsame Weise die Auswirkungen der modernen Mobilität: diese führe ja nicht nur zur Arbeitsmigration in Europa, sondern auch z. B. zu wohlhabenden deutschen „Kolonien“ in Spanien und habe auf das Leben sowohl in europäischen Städten wie auch in den Herkunftsländern der MigrantInnnen Einfluss. Er räumt mit der Vorstellung auf, dass diese Diversität als „lästiges, importiertes“ Problem gesehen wird. Diese Vielheit sei heutzutage die „normale Ausgangslage, die es zu gestalten gilt.“ Dabei denkt er über die Notwendigkeiten nach, die eine solche Vielfalt für ein funktionierendes Zusammenleben nach sich ziehen, z. B. dass Migranten auf lokaler Ebene politische Mitsprache erlangen sollten.

Im zweiten Kapitel setzt sich der Autor kritisch mit dem Begriff der Integration und seiner politischen Umsetzung in Deutschland auseinander: er kritisiert Bestrebungen nach Assimilierung und meint auch, dass häufig eine Vorstellung von „wir“ (unsere Werte) die anderen automatisch ausschließt. Dabei seien die Normen für das „wir“ auch nicht für alle im gleichen Ausmaß zutreffend, weil ja auch dieses „wir“ nicht einheitlich ist. Die Aufgabe der Zukunft sieht der Autor in einem erfolgreichen Umgang mit der Vielfalt und geht ausführlich auf die Aufgaben einer Schule ein, die nicht ein „Normkind“ (Mittelstandskind mit der Erstsprache Deutsch) erwartet, sondern der Vielfalt gemäß agieren kann.

Im dritten Kapitel bespricht der Autor Formen des Rassismus, die Kinder mit Migrationshintergrund aufgrund ihrer Herkunft, ihres Aussehens, ihrer Religionszugehörigkeit etc. zu den „Anderen“ machen. Damit werden sie zu Fremden, sie werden kaum als Individuum wahrgenommen und „an einen anderen Ort verwiesen“. Diese Form der Ausgrenzung, des Rassismus beobachtet der Autor in vielen Institutionen: anhand von Beispielen (z. B. englische Polizei, Sportvereine) zeigt er, wie sich dies ändern kann. Wieder ist es das Ziel, die Institutionen danach zu untersuchen, ob sie der Realität einer mobilen Gesellschaft gerecht werden und ausgrenzende Mechanismen aufzuzeigen.

Im vierten Kapitel stellt der Autor sein Modell der Interkultur vor, das gerechte Chancen für alle bieten soll, indem es die Vielfalt als Realität hinnimmt und sich deren Anforderungen stellt. Es wird beschrieben, wie sich Institutionen auf diese Vielfalt einstellen und keine Barrieren schaffen, sondern so funktionieren, dass niemand ausgeschlossen wird. Schulen etwa hätten dann gemischteres Personal, würden sich selbst kritisch hinterfragen und ihren positiven Zugang zu Vielfalt nach außen darstellen.

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2013

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Suhrkamp (=edition suhrkamp 2589), Berlin

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