Schulentwicklungsprojekt zu sprachlicher Bildung: „DiaF – Deutsch in allen Fächern“

Einleitung – Wie es dazu kam?

Das Themenpaket bietet eine Darstellung des Schulentwicklungsprojekts „DiaF- Deutsch in allen Fächern“, das an der Praxismittelschule der PH Steiermark (in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule) zum Thema sprachbewusster Unterricht entstanden ist.

Ausgangspunkt des Projekts und die Motivation, als Kollegium ein solches Projekt zu initiieren, war die in mehreren Teamsitzungen geäußerte Erkenntnis mehrerer Lehrpersonen, basierend auf deren Erfahrungen im Unterricht und den Ergebnissen der standardisierten Testungen, wie z.B. IKM und SLS: Die (bildungs-)sprachlichen Kompetenzen unserer Schüler*innen benötigen eine größere Aufmerksamkeit. Dies betrifft alle Kinder, unabhängig von ihren Erstsprachen. Gleichzeitig äußerten die DaZ-Lehrpersonen an der Schule das Gefühl, dass sie durch die wenigen Ressourcen im Deutschförderkurs den Anforderungen einer adäquaten sprachlichen Förderung nicht gerecht werden können. Das war der Startschuss für den Entschluss: Wir brauchen ein gemeinsames Konzept an unserer Schule, das eine Verbindung aus sprachlichem und fachlichem Lernen – also sprachbewussten Unterricht in allen Unterrichtsgegenständen – ermöglicht, damit eine nachhaltige sprachliche Förderung für alle unserer Schüler*innen gelingen kann.

In den nebenstehenden pdf-Dateien werden die Schule und das DiaF-Team vorgestellt, sowie die Einbettung des Projekts am Schulstandort genauer dargestellt.

Podcast zum Projekt

Im Zuge des Foschungscafés der PHSt wurden die Projektleitung, Prozessbegleitung sowie ein Teammitglied zu dem Projekt interviewt. Der Podcast bietet einen guten Überblick über das Projekt: von der Entstehung, den Herausforderungen und Erfolgserlebnissen bis hin zu den tragenden Säulen eines solchen Projekts.

Erste Projektschritte

Nachdem der Entschluss in einer Teamsitzung gefasst worden war, den Fokus auf das Thema „Sprachsensibler Unterricht“ legen zu wollen, wurde dies von zwei Lehrpersonen (DaZ-Lehrerin und Qualitäts-Schulkoordinatorin) an die Direktion herangetragen, mit dem Ziel, ein gemeinsames Verständnis von sprachbewusstem Unterricht an der Schule zu etablieren. Dabei wurden bereits konkrete Vorschläge zur Umsetzung eingebracht. Zudem wurde die zukünftige Projektleitung von der Direktion darüber informiert, dass eine Expertin zum Thema sprachliche Bildung an der PHSt an dem Projekt interessiert sei und es begleiten könne. Damit wurde eine externe Begleitung sichergestellt.

Das Projekt wurde somit im ersten Schritt bottom-up entwickelt. Nach der Unterstützung und Zusage für die Bereitstellung von Ressourcen seitens der Direktion wurden top-down weitere Schritte eingeleitet, die ein Schulentwicklungsprozess erfordert, um auch langfristig und nachhaltig umgesetzt zu werden.

In der pdf-Datei “Erste Projektschritte” werden die ersten Schritte im Projekt genauer ausgeführt.

 

Aufbau und Struktur des Projekts

Projektorganisation

Das DiaF-Projekt wurde in Abstimmung mit dem gesamten Kollegium sowie der Direktion in den Schulentwicklungsplan für die Schuljahre 2021-2024 aufgenommen. Daraus entstanden zum einen konkrete Umsetzungen in der projektorganisatorischen Entwicklung, zum anderen konkrete Zielformulierungen mit genau definierten Maßnahmen.
In der pdf Datei „Aufbau und Struktur“ werden die einzelnen Phasen des Projekts deutlich gemacht und die Ressourcenverteilung genauer ausgeführt.

Prozessablauf

Ein Projekt, das uns als Vorbild in Bezug auf den Prozessablauf diente, ist das Projekt “Sprachsensible Schulentwicklung” (vgl. Scheinhardt-Stettner, 2017) das in NRW durchgeführt wurde.

In Anlehnung an dieses Projekt wurden im DiaF-Projekt ähnliche Schritte – in Bezug auf den Prozessablauf – zur Umsetzung eingeleitet. Dabei diente die Abbildung „Landkarte sprachsensible Schulentwicklung“ als Grundlage:

– Bestandsaufnahme: Wo stehen wir?

– Vision & Zielentwicklung: Wo wollen wir hin?

– Entwicklung von Maßnahmen: Wie kommen wir dahin?

– Umsetzung von Maßnahmen: Wie planen wir konkret?

– Evaluationsphase: Wie weit sind wir?

– Verankerung- Implementierung: Wie wollen wir weiterarbeiten?

Ziele

 

Übergeordnete Ziele:

– Qualifikation der Lehrpersonen im Bereich sprachbewusster Unterricht

– Unterstützung der Schüler*innen beim Aufbau ihrer bildungssprachlichen Fähigkeiten in allen Unterrichtsgegenständen

– Vom Projekt ins System: Verankerung in der Schule

Das Projekt wurde mit dem übergeordneten Ziel initiiert, eine bewusste Hinführung zur Bildungssprache in allen Fächern zu gewährleisten. Die Lehrenden sollten im Hinblick darauf, wie sie die Schüler*innen im eigenen Fach bewusst zur Bildungssprache hinführen können, qualifiziert werden. Sprachbewusster Unterricht sollte während der Projektlaufzeit so verankert werden, dass das Schulteam auch danach (ohne Unterstützung) durch die Maßnahmen im Projekt befähigt ist, mit den vorhandenen Ressourcen die sprachbewusste Unterrichts- und Schulentwicklung weiterzuführen.

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               Grafik entnommen aus: Scheinhardt-Stettner 2017

 

 

 

 

 

Konkrete Zielformulierungen:

Ausgehend von den übergeordneten Zielen wurden konkrete Zielformulierungen mit Maßnahmen auf drei Ebenen getroffen:

– Schulebene
– Unterrichtsebene
– Personalebene

In der Datei “Ziele- von der Vision zur Umsetzung” finden sich eine Beschreibung des Ablaufs beim Erarbeiten der Ziele sowie exemplarische Auszüge der getroffenen Zielformulierungen und Maßnahmen.

Einblick in die praktische Umsetzung

Folgende vier Elemente wurden als zentrale Maßnahmen zur Zusammenarbeit und zur Sicherung des Projektfortschrittes etabliert:

Bilaterale Treffen der Projektleitung mit der Prozessbegleitung 

Diese dienen der:

– strategischen Planung

– inhaltlichen Planung

– Vorbereitung weiterer Maßnahmen

Damit die DiaF-Teamtreffen bzw. Workshops koordiniert und geplant werden sowie der Projektfortschritt sichergestellt wird, tauschen sich die Projektleitung und Prozessbegleitung in regelmäßigen Abständen aus. Meist finden die bilateralen Treffen vor den halbtägigen Workshops statt.

 

 

Kollegiales Hospitieren und Teamteaching

Teamteaching wird genutzt, um folgende Ziele zu erreichen:

– D/DaZ-Lehrperson bekommt Einblick in die sprachlichen Herausforderungen der Fachgegenstände

– Fachlehrperson erhält umgehend Feedback& Tipps in Bezug auf sprachliche Elemente ihres Unterrichts

– Einzelne Schüler*innen können durch 2. Lehrperson besser unterstützt und sprachliche Schwierigkeiten dann aufgegriffen werden, wenn sie im Unterricht auftreten

 

 

 

Qualifikation und Weiterbildung des DiaF-Teams

In Form von:
– halbtägigen Workshops

– Online-Treffen

– kurzen Besprechungen in 2er-Teams von D/DaZ- und Fachlehrpersonen

Der regelmäßige Austausch im DiaF-Team ist ein zentrales Element des Projekts. Die wichtigste Säule dabei sind die Workshops, denn sie dienen der Qualifikation und Weiterbildung der Lehrpersonen im Bereich sprachbewusster Unterricht.

Eine detaillierte Darstellung, wie genau die Workshops aufgebaut sind und welche fachlichen Inhalte behandelt werden, ist in der pdf-Datei „Aufbau und Inhalte der Workshops“ zu finden.

 

 

Präsenz des Projekts am Schulstandort

Folgende Treffen an der Schule werden genutzt, um Informationen über Projektentwicklung, Fortschritte und entstandene Materialien zu teilen:

– Eröffnungskonferenzen

– Pädagogische Konferenzen

– Schulentwicklungstage

Bei diesen gemeinsamen Treffen werden von der Direktion im Vorhinein Zeitfenster für das DiaF-Projekt eingeplant, damit das Projekt am Schulstandort auch nachhaltig verankert werden kann sowie alle Kolleg*innen, die nicht im DiaF-Team sind, informiert bleiben. Somit kann eine Sichtbarkeit des Projekts am Schulstandort gewährleistet werden.

 

 

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Ein weiterer Bestandteil des Projekts sind eigene “DiaF-Stunden” (4-6 WE pro Schuljahr), in denen eine D/DaZ-Lehrperson und eine Fachlehrperson ein Team bilden (u.a. in GW, BU, PH, CH, ME). Dies soll einerseits der D/DaZ-Lehrperson einen Einblick ermöglichen, welche sprachlichen Kompetenzen von den Schüler*innen in den einzelnen Unterrichtsgegenständen verlangt werden (z.B. beim Verstehen von den Schulbuchtexten oder beim Ausführen von Aufgabenstellungen), um dies wiederum im Deutsch- oder DaZ-Unterricht aufzugreifen. Andererseits ermöglicht es der Fachlehrperson ein Wahrnehmen, an welchen (bildungs-)sprachlichen Herausforderungen die Schüler*innen im jeweiligen Fach scheitern können. Zusätzlich werden dadurch die Schüler*innen direkt im Fachunterricht sprachlich unterstützt, sodass ein besseres Verständnis der Fachinhalte und ein stufenweiser Aufbau von bildungssprachlichen Fähigkeiten gelingen kann.

 

 

 


Auszug aus einem Padlet eines Workshops

Ergbenisse

Das DiaF-ABC 

Das DiaF-ABC ist das Produkt, das aus der Arbeit der vergangenen 3 Projektjahre entstanden ist. Es ist eine Sammlung von erprobten sprachbewussten Aktivitäten, Materialien und Tipps für den Unterricht, die im Laufe des Projekts entstanden sind. Es dient zum einen dazu, das DiaF-Team die entstandenen Materialien und erlernten neuen Herangehensweisen  zu sammeln, nachhaltig festzuhalten und mit dem Kollegium am Schulstandort und darüber hinaus auch teilen zu können. Als eine Art „Werkzeugkoffer“ kann es als Ideenpool angesehen werden, wenn die Aktivitäten und Materialien für die jeweilige Zielgruppe bzw. den jeweiligen Fachunterricht adaptiert werden.

Nicht alle Aktivitäten sind vom DiaF-Team neu erdacht, vielmehr handelt es sich um bekannte Zugänge im Bereich des sprachbewussten Unterrichts, die vom DiaF-Team erlernt, für ihren eigenen Unterricht adaptiert und anschließend gemeinsam reflektiert wurden.

In der pdf-Datei „DiaF-ABC: Übersicht“ findet sich das gesamte DiaF-ABC von A-Z.
Eine genaue Aktivitätsbeschreibung der einzelnen Buchstaben mit Ziel, Beschreibung, Beispielen und möglichen Erweiterungen ist  in der pdf-Datei „DiaF-ABC: Überblick und Beschreibung“zu finden.

 

 

 

 

Entstandene Scaffolds 

Das DiaF-Team entwickelte im Zuge der Workshops und Teamteachingstunden anlass- bzw. themenbezogenes Material, das den Schüler*innen bei mündlichen und schriftlichen sprachlichen Produktionen (Referaten, Stundenwiederholungen, Verfassen von Versuchsprotokollen etc.) zur Verfügung gestellt werden kann. Es wurden sog. Scaffolds (vgl. Kniffka, 2010) entwickelt. 

 

Fächerübergreifend

Klimarap der Praxismittelschule

Gewonnene Erkenntnisse

Rückblickend auf auf die vergangenen 3 Projektjahre lassen sich sowohl Faktoren festmachen, die den Projektforschritt erschwert haben als auch Bedingungen, die zum Gelingen der langen Projektlaufzeit beigetragen haben:

Herausforderungen – Was waren Stolpersteine, die es zu bewältigen gab? 

– Schulleitungswechsel 

– Fluktuation der Lehrpersonen am Schulstandort 

– Zusätzlich investierte Zeit der Beteiligten 

– “Langer Atem”: 3 Jahre Projektlaufzeit 

– Ressourcenbereitstellung 

– Ausrollung des Projekts ins System: vom Projektteam zum Schulteam 

Gelingensbedingungen – Was hat zum Gelingen des Projekts beigetragen? 

– Definierter Projektzeitraum mit dem Ziel des Übergangs ins System 

– Regelmäßig stattfindende Workshops (ca. 2-3 Halbtage/Semester) über 3 Jahre 

– Beteiligung einer “kritischen Masse” an Lehrenden an der Schule 

– Beteiligte erfahren konkreten Vorteil durch die Teilnahme am Projekt (u.a. Anrechnung der Fortbildungsstunden an der PH) 

– Anlass: bottom-up: Kollegium forderte es bei Schulleitung mit konkreten Vorschlägen ein 

– Schüler*inenn haben sich daran gewöhnt, sie fordern Unterstützung aktiv ein 

– Viele glückliche Umstände 

 

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